Die Philosophieolympiade an unserer Schule hat sich zu einer Veranstaltung entwickelt, die die intellektuelle Neugier und die philosophische Reflexion unserer Oberstufenschüler:innen besonders fördert. Diese Veranstaltung ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch ein kreativer Raum, der es den Teilnehmenden ermöglicht, ihre Gedanken zu entfalten und ihre argumentativen Fähigkeiten zu schärfen.
Das Konzept der Philosophieolympiade ist einfach: Die Schüler:innen erhalten ein Zitat eines berühmten Philosophen oder einer Philosophin und werden eingeladen, einen philosophischen Essay zu verfassen, der von diesem Zitat inspiriert ist. Dabei geht es nicht nur darum, die Meinung des Philosophen zu erklären, sondern auch eigene Gedanken und Interpretationen einzubringen und kritisch zu reflektieren.
Ein bedeutender Aspekt der Philosophieolympiade ist die Vielfalt der behandelten Themen. Von ethischen Dilemmata über politische Philosophie bis hin zu metaphysischen Fragestellungen reicht das Spektrum der möglichen Themen. Diese Breite erlaubt es den Teilnehmenden, ihre Interessen zu erkunden und ihre Fähigkeiten in verschiedenen philosophischen Bereichen zu entwickeln.
Die Philosophieolympiade ist nicht nur eine intellektuelle Herausforderung, sondern auch eine Gelegenheit zur persönlichen Entwicklung. Die Schüler:innen lernen, komplexe Probleme zu analysieren, ihre Gedanken klar und präzise auszudrücken und sich kritisch mit verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeiten sind nicht nur in der Philosophie von Bedeutung, sondern auch in vielen anderen Bereichen des Lebens. Die Philosophieolympiade an unserer Schule ist ein faszinierendes Denkabenteuer, das die Teilnehmenden dazu ermutigt, über den Tellerrand hinauszublicken und die Welt mit philosophischen Augen zu betrachten.
Zu einem der vier Zitate war ein Essay zu schreiben:
1.
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihresgleichen, das in höchst gefährlicher Weise den gesunden Tierverstand verloren hat, – als das wahnwitzige Tier, als das lachende Tier, als das weinende Tier, als das unglückselige Tier.
Friedrich Nietzsche: Die Fröhliche Wissenschaft. Kritische Studienausgabe, 1999, S. 510
2.
Die künstliche Intelligenz ist der Anti-Sokrates. Die treibende Kraft der Wahrheitssuche ist der Maschine so fremd wie das Finden einer eigenen Stimme.
Wolfram Eilenberger: Alltag neu denken. Die Sache mit ChatGPT. In: Philosophie Magazin Nr. 04/2023, S. 42
3.
Der ideale Untertan totalitärer Herrschaft ist nicht der überzeugte Nazi oder engagierte Kommunist, sondern Menschen, für die der Unterschied zwischen Fakten und Fiktion, wahr und falsch, nicht länger existiert.
Hannah Arendt: The origins of totalitarianism. New York, 1951, S. 474
4.
Das hervorgehobene Merkmal dieser Jugendlichen ist ihre Anerkennung eines ziemlich oberflächlichen Relativismus, wonach jeder seine eigenen Werte habe, über die kein Meinungsstreit möglich sei. […] Jeder habe das Recht, seine eigene Lebensweise zu gestalten und sich dabei auf sein eigenes Gefühl für das wirklich Wichtige oder Wertvolle zu stützen.
Charles Taylor: Das Unbehagen an der Moderne. Suhrkamp Taschenbuch, 2018, S. 20
Mag. Martin Schwarzinger