Theodora Bauer hat jüngst ihren Roman Glühen veröffentlicht und ist aus diesem Anlass zu einer Lesung ans BORG Deutsch-Wagram gekommen. Diese Lesungen der jungen österreichischen Autorin sind zu einer kleinen Tradition geworden, ist diese bereits die dritte an unserer Schule. So hat sie im Jahr 2018 auch ihren zweiten Roman Chikago an unserer Schule vorgestellt. Damals haben die Protagonisten ihr Glück versucht, indem sie aus der burgenländischen Provinz nach Amerika ausgewandert sind, in ihrem aktuellen Werk versucht die Protagonistin, eine junge Wienerin mit Schnitzler-Faible, selbiges gerade in der Provinz zu finden und dafür der großen Stadt den Rücken zu kehren.
“Ob sie wirklich eine Pause brauchte? Nein, sie brauchte keine Pause. Die Welt machte keine Pausen. Es war nicht die Intensität der Welt, die sie schmerzte, oder die schiere Menge von allem. Es war das Ende der Welt, das sich zwar noch unscharf, aber doch immer deutlicher hinter allem abzubilden schien.”
Ein Gefühl, das vermutlich viele Menschen, gerade aber unsere Schüler:innen gut nachvollziehen können. Die Welt hangelt sich von Krise zu Krise und selbst wenn man wollte, könnte man sich dem nicht entziehen. Und so ist es auch einmal angenehm, innezuhalten, zuzuhören und den Gedanken der Protagonistin zu folgen.
Zu einer guten Lesung gehört jedoch mehr als nur Zuhören und so haben unsere Schüler:innen der 6. und 7. Klassen die Gelegenheit genutzt, Fragen zu stellen: Nach dem Schreibprozess, der Angst vor dem leeren Blatt und Schreibblockaden. Sie haben gelernt, dass Struktur und (selbstgesetzte) Deadlines auch für professionelle Schreiber:innen hilfreich sind, dass mehr zum Verfassen eines Textes dazugehört als das bloße Schreiben und dass Worte manchmal einschüchternd sein können. Man merkt, dass die Lebenswelt unserer Schüler:innen auch von der anstehenden VWA geprägt ist. Natürlich ist es aber auch um Literatur gegangen, um Inspiration und Lieblingswörter. Und weil Theodora Bauer nicht nur professionelle, sondern auch eine sehr wortgewandte Schreiberin ist, soll ihrer Protagonistin das Schlusswort gehören:
“Meistens gab es Worte, die zu viel wollten oder das Falsche, oder es gab zu wenige Worte. Die richtige Dosis von Worten nannte man Literatur.”
Mag. Benjamin Mietzner